Mittwoch, 26. September 2012

Freunde

Freunde zu haben ist toll. Du kannst gar nicht genug Freunde haben im Leben. Es ist etwas großartiges, jemanden in Deinem Leben zu haben, der Dich, auch wenn er nicht mit Dir verwandt ist, liebt und begleitet. Entweder das ganze Leben oder nur einen Teil davon. Du teilst Deine Geheimnisse mit ihnen, bist bei ihnen in schweren und traurigen Zeiten, oder sie bei Dir. Du lachst mit ihnen, bis Euch die Tränen kommen oder weinst,  bis ihr anfangt zu lachen. Du fliehst zu ihnen, wenn Du dich von Deiner Familie nicht verstanden fühlst, Ihr lernt gemeinsam für Klassenarbeiten und Prüfungen und freut Euch über die Erfolge des anderen. Ihr kommt zu spät nach Hause und ertragt das Donnerwetter Eurer Eltern gemeinsam, weil der Abend einfach zu toll war, um zur vereinbarten Zeit nach Hause zu kommen. Ihr teilt Erinnerungen an verrückte, schräge, traurige, lustige und unglaubliche Erlebnisse. Ihr streitet und redet tagelang nicht miteinander, aber versöhnt Euch dann schließlich wieder, weil Ihr es einfach nicht ohne einander aushaltet. 

Nicht jeder Freund bleibt für immer bei Dir. Freunde verlassen Dich aus den unterschiedlichsten Gründen. Manche ziehen in eine andere Stadt oder ein anderes Land. Ihr versucht, in Kontakt zu bleiben, aber das erfordert sehr viel Arbeit. Briefe schreiben, telefonieren. Moment, das war zu meiner Zeit :-). Heute sind es E-Mails, Skype, SMS oder vielleicht auch Anrufe. Wobei handgeschriebene Briefe das beste ist, was es gibt. Sie kommen nicht so oft wie E-Mails, sie riechen nach der Person, die sie geschrieben hat, sie bedeuten, daß diese Person viel Zeit und Gedanken investiert hat. Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, wenn endlich wieder ein Brief im Briefkasten lag, mit meinem Namen und meine Adresse in der so bekannten und geliebten Handschrift. Ich habe ihn ganz feierlich in mein Zimmer getragen und eine Weile betrachtet. Und dann langsam geöffnet und gelesen. Und noch einmal gelesen. Und wieder... Und dann habe ich ihn meinen anderen Freunden gezeigt. 


Andere Freunde sind plötzlich nicht mehr Deine Freunde. Du weißt nicht genau, was passiert ist aber von einem Tag auf den anderen ignorieren sie Dich, kennen Dich nicht mehr. Sie reden mit anderen über Dich, lachen über Dich, lästern und sind gemein zu Dir. Und Du hast keine Ahnung, was Du gemacht hast, was sich über Nacht geändert hat, um das zu verdienen. Ich wünschte, ich hätte damals den Abstand und die Erfahrung gehabt, die ich heute habe. Ich war einfach zu naiv um zu verstehen, daß nicht ich schuld war. Manche Freunde sind einfach keine Freunde. Sie haben es nicht verdient, mit Dir befreundet zu sein. Sie sind es nicht wert. Sie nutzen Dich aus, sind nur auf Ihren eigenen Vorteil aus. Oft merkst Du das erst sehr spät. Du denkst, es liegt an Dir. Versuchst, dem anderen alles recht zu machen, um Streit aus dem Weg zu gehen. Aber nach und nach wird das immer anstrengender. Du merkst, daß Du dich verbiegst und gar nicht mehr Du selbst bist, wenn Du mit dem anderen zusammen bist. Und spätestens dann solltest Du überlegen, ob Du immer noch mit diesem Menschen befreundet sein willst. Und dann triffst Du vielleicht eine der schwersten Entscheidungen, die es gibt. Du beendest die Freundschaft. Und es wird klar, daß das niemals eine richtige Freundschaft war.


Richtige Freundschaften überstehen viel. Manchmal, in sehr glücklichen Fällen, überdauert die Freundschaft eine geographische Trennung. Trotz der Entfernung und manchmal auch trotz des Zeitunterschiedes. Der eine bleibt länger, der andere steht früher auf. Und wenn Ihr Euch dann alle paar Monate, oder vielleicht auch nur alle paar Jahre wieder seht, ist alles wie immer. Kein Fremdeln, keine Berührungsängste. Ihr seid Freunde, daran können die Entfernung oder die Wochen, Monate, gar Jahre ohne Kontakt nichts ändern. Ihr kennt Euch, seid füreinander da, versteht Euch blind.


Wenn Dich Freunde ein Leben lang begleiten, dann ist es etwas besonderes. Freundschaften aufrechtzuerhalten, erfordert viel Arbeit aber es lohnt sich. Stell Dir vor, Du bist 90 Jahre alt und hast noch jemanden, mit dem Du dich gemeinsam an die Schulzeit erinnern kannst, der weiß, wie Du als Kind aussahst, der die gleichen Lehrer hatte, sich genau wie Du an Deinen ersten Kuß erinnern kann. 


Das traurigste Ende einer Freundschaft kommt hoffentlich erst nach einer sehr langen Zeit. Dein Freund stirbt. Niemand sollte das erleben müssen. Wenn Du erfährst, daß ein Freund gestorben ist, kannst Du es erst nicht glauben. Du erwartest, daß er jeden Moment um die Ecke kommt und Dir lachend sagt, daß das alles nur ein böser Scherz war. Und das denkst Du eine lange Zeit immer noch. Es wird nicht besser. Einen Arm oder ein Bein zu verlieren wäre einfacher. Ein so großer, wichtiger Teil von Dir ist gegangen. Für immer. Und wird niemals wiederkommen. Vergiß nie, über all der Trauer und dem Schmerz: einen Freund gehabt zu haben, für den Du so viel Trauer empfindest, der Dir so sehr fehlt, ist etwas ganz besonderes. Sei dankbar dafür und halte jede Erinnerung in Ehren. Schreibe sie auf, um niemals zu vergessen, was Ihr hattet. Das wunderbarste auf dieser Wellt: Gute Freunde!

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